Die Kleinstadt Battenberg im nordhessischen Ederbergland hat nur wenig mehr als 5.000 Einwohner, doch ihr Name wurde bereits im frühen 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt – und man kennt ihn heutzutage sogar am anderen Ende der Welt. In der gleichnamigen Grafschaft um den Ort gab es bereits im Mittelalter ein Adelsgeschlecht namens Battenberg, das auf Werner I. von Battenberg und Wittgenstein zurückging. Bereits im frühen 14. Jahrhundert starb diese Familie jedoch mit dem Tod Hermanns II., des letzten Grafen von Battenberg, aus, und der Titel war seither vakant.
Der Familienname wurde im 19. Jahrhundert, also mehr als ein halbes Jahrtausend später, wiederbelebt, als Alexander Ludwig Georg Friedrich Emil von Hessen und bei Rhein (1823–1888) die Gräfin Julia Hauke heiraten wollte, der bis dahin noch ein ordentlicher Adelstitel fehlte. Daher erhob sie Alexanders Bruder, Großherzog Ludwig III., im Jahre 1851 kurzerhand zur Gräfin von Battenberg und später zur Fürstin von Battenberg – einfach, weil der Name zu diesem Zeitpunkt unbesetzt war. Alexander übernahm daraufhin den Titel seiner Frau und nannte sich fortan Fürst von Battenberg.
Der zweitälteste Sohn des Ehepaars, Ludwig Alexander von Battenberg (1854–1921) ehelichte 1884 in Darmstadt Prinzessin Victoria Alberta von Hessen und bei Rhein, eine Enkelin von Königin Viktoria von Großbritannien und zugleich die Großmutter mütterlicherseits von Philipp, Herzog von Edinburgh und Prinzgemahl von Königin Elisabeth II. Als sich Briten und Deutsche im Ersten Weltkrieg trotz aller adligen Verflechtungen in feindlichen Lagern gegenüberstanden, sah es Ludwig jedoch als opportun an (und man legte es ihm auch sehr dringend nahe), seine deutsche Herkunft geschickt zu kaschieren, indem er sich in Louis Mountbatten umbenannte – aus Battenberg wurde der Berg (= mount) Batten, und so gilt bis zum heutigen Tag Windsor-Mountbatten als Familienname bestimmter Nachkommen von Königin Elisabeth und Prinz Philipp.
Doch kehren wir noch einmal zu Ludwig Alexanders Vermählung zurück – 33 Jahre zuvor, als noch Friede, Freude und Biskuitkuchen herrschten. Biskuit? Es gibt keine verlässlichen Belege dafür, aber der Legende nach wurde die Eheschließung mit einem solchen Biskuitkuchen gefeiert (recht bescheiden für eine Adelshochzeit), der beim Aufschneiden im Querschnitt ein Schachbrettmuster aus neun Quadraten (heutzutage oft auch nur vier) zeigt, meist in den Farben Rosa und Gelb. (Eine einleuchtende Begründung für das Muster gibt es nicht, denn das Familienwappen zeigt lediglich schwarze und silberne Streifen.) Für dieses auch Dominokuchen genannte Backwerk bürgerte sich, der Legende zufolge, daraufhin die Bezeichnung Battenbergkuchen ein, und auch im englischen Sprachraum spricht man bis heute vom Battenberg cake – er wurde nie anglisiert. Lediglich die Schreibweise litt ein wenig: Weil berg und burg im Englischen gleich klingen, liest man oft (fälschlich) Battenburg. Die Briten halten den Kuchen oft für eine Kreation ihrer eigenen Konditoren, was jedoch angesichts der Tatsache, dass die Hochzeit in Hessen stattfand, eher zweifelhaft ist.
Ob die Herkunftsgeschichte nun stimmt oder nicht – das Karomuster des Kuchens wurde jedenfalls so stark mit dem Namen Battenberg in Verbindung gebracht, dass man es Mitte der 1990er Jahre für jene Markierungen übernahm, die Wissenschaftler aufgrund ihrer hohen Signalwirkung für Einsatzfahrzeuge von Polizei, Feuerwehr und anderen Notdiensten im Vereinigten Königreich entwickelten. Die auffälligen Schachbrettmuster setzten sich in den Folgejahren unter anderem auch in Australien und Neuseeland durch, und allmählich fanden sie in einigen Ländern auf dem europäischen Festland ebenfalls Verwendung. Bayern war 2017 das erste deutsche Bundesland, das die Battenberg-Markierung auf Rettungsfahrzeugen einführte, und 2019 folgte Schleswig-Holstein. Es bleibt abzuwarten, wann hessische Rettungsdienste die Markierung übernehmen und wann das erste Fahrzeug mit Battenberg-Markierung durch Battenberg an der Eder fährt …