Einführung in die Anführung

Als Kinder nannten wir sie noch „Gänsefüßchen“. In der Schule lernten wir dann, wie wir sie zu setzen hatten: vorn unten und hinten oben. Das war jedenfalls die Regel fürs Deutsche. Auf alten Schreibmaschinen gab es nur „gerade Anführungszeichen“ („) auf der Zifferntaste 2, die man stets oben setzte – vor oder nach dem angeführten Text.

Kompliziert wurde es dann beim Computer. Hier gibt es – wie im Buchdruck – drei verschiedene Anführungszeichen, die zwar nicht auf der PC-Standardtastatur zu finden sind (dort gibt es nach wie vor nur die geraden), aber über ihren ASCII-Code erzeugt werden können (indem man – unter Windows – die Alt-Taste gedrückt hält und die vier Zahlen des Codes auf dem Nummernblock eintippt).

Im Deutschen verwenden wir in gängigen Schriftarten wie Times New Roman oder Arial/Helvetica vorn (vor dem angeführten Wort oder Satz) das Zeichen 0132, das wie ein Doppelkomma oder eine sehr kleine 99 aussieht und unten steht und hinten das Zeichen 0147, das wie eine hochgestellte kleine 66 aussieht. Genau dieses Zeichen steht aber im Englischen vor dem angeführten Text, während am Ende eine hochgestellte 99 (das Zeichen 0148) steht (siehe Abbildung unten).

Durch eine Voreinstellung im Textverarbeitungsprogramm kann man festlegen, dass das Programm gerade Anführungszeichen, die man eintippt, automatisch durch die korrekten „typographischen“ ersetzt, das heißt man tippt „Das ist einfach.“ und heraus kommt „Das ist einfach.“ Je nach Spracheinstellung weiß das Programm dann, was es zu tun hat: bei Deutsch vorn 0132 und hinten 0147, bei Englisch vorn 0147 und hinten 0148. Das funktioniert in den meisten Fällen ganz gut. Kompliziert wird es allerdings, wenn man andere Schriftarten verwendet.

In den ebenfalls weitverbreiteten Schriften Tahoma oder Verdana beispielsweise sehen die Anführungszeichen anders aus: es sind Schrägstriche, die entweder von oben links nach unten rechts (\\) verlaufen oder von unten links nach oben rechts (//). Da die Programme für den englischen Sprachraum entwickelt wurden, wurde dem englischen Gebrauch entsprechend dem \\, das vorn steht, der ASCII-Code 0147 und dem //, das hinten steht, der ASCII-Code 0148 zugeordnet. In englischen Texten stimmt also alles.

Dummerweise trifft das nicht auf deutsche Texte zu. Hier sollte nämlich nun vorn unten ein kleines // (dem man weiterhin den ASCII-Code 0132 zugeordnet hat), aber hinten das hochgestellte // stehen, dem man, wie wir gesehen haben, die 0148 zugeordnet hat. Wenn man aber mit der automatischen Ersetzung arbeitet (oder bei einem Text die Schriftart z.B. von Arial auf Verdana ändert), setzt das Programm fälschlicherweise aber auch bei diesen Schriftarten das Zeichen 0147 (in diesem Fall das hochgestellte \\.

Etwas klarer wird dies (hoffentlich) mit der folgenden Tabelle:

Anfuehrung

Lösen kann man dieses Problem nur, indem man Anführungszeichen gegebenenfalls „von Hand“, also über den ASCII-Code, einfügt. Benutzt man sie häufiger, kann man auch selbst entsprechende Tastenkombinationen festlegen, also sogenannte Shortcuts (Kürzel) programmieren. Wenn man noch andere Sprachen verwendet, wird es übrigens noch schwieriger, weil jede Sprache andere Regeln für die Anführungszeichen hat. Am bekanntesten sind noch die französischen (ASCII 0171 und 0187 ergeben « bzw. ») – und die werden im Französischen (« … ») genau umgekehrt gesetzt wie im Deutschen (» … «)!

Eine ausführliche Version dieses Beitrags gibt es in meinem Buch Dr. Kinnes Sprechstunde, das auch einen Link zu meinem Online-Quiz enthält.

 

Foto: Mygii Gaggle goals via photopin (license)

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